18. Fünf-See-Film-Festival feierlich mit 500 Zuschauern eröffnet (2024)

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Mit dem Regisseur Andreas Dresen als Ehrengast und seinem Film „In Liebe, eure Hilde“ ist am Dienstagabend in der Schlossberghalle das 18. Fünf-Seen-Film-Festival eröffnet worden.

Starnberg - Dresen wurde zusammen mit Schauspielerin Lisa Wagner für das ebenso schonungslose wie berührende, über zweistündige Werk mit teils stehenden Ovationen gefeiert, das die Geschichte des von den Nazis hingerichteten Ehepaars Hilde (Liv Lisa Fries) und Hans Coppi (Hans Hegemann) so eindrucksvoll erzählt. Es war alles andere als leichte Kost, die Festivalleiter Matthias Helwig diesmal zum Auftakt ausgesucht hatte: Helwig nahm bei der von Schauspielerin Marieke Oeffinger bereits zum 17.Mal moderierten Eröffnung auch Stellung zum möglichen Ende des Festivals und hob noch einmal hervor, was das Kulturprodukt Film in gesamtgesellschaftlicher Hinsicht zu leisten vermag: Er sei „das entscheidende Bollwerk“, sagte der 64-Jährige in Anspielung auf die heraufziehenden düsteren Zeiten, die wachsende soziale Spaltung im Lande, aber auch in Bezug auf die schmerzhaften Einsparmaßnahmen durch die Stadt Starnberg, die nach 18 Jahren FSFF womöglich das Ende bedeuten könnten. Von Oeffinger gefragt, was es denn zu bedeuten habe, dass Helwig sich kürzlich mit Blick aufs kommende Jahr wieder Filme in Venedig angesehen habe, gab sich der FSFF-Leiter zaghaft optimistisch, stellte aber auch klar, dass er sehr darauf hoffe, dass sich eine Trägerschaft findet, „die einem wenigstens für zwei, drei Jahre Sicherheit gibt“ - wenn derlei aber nicht passiere, könne dies das Aus für das FSFF bedeuten, zumindest in der gewohnten Form mit ihm als Hauptverantwortlichen, ließ Helwig durchblicken.

„Die Politik darf nicht über unsere Kultur bestimmen!“

Die auf solche Weise deutlich adressierte Kommunalpolitik war mit der begeisterten Kinogängerin Christiane Falk, ihres Zeichens 3.Bürgermeisterin von Starnberg, sowie dem stellvertretenden Landrat Matthias Vilsmayer aus Gilching, vertreten: Während Vilsmayer die im Vergleich zur Stadt Starnberg nach wie vor ungeschmälerte Bezuschussung des Festivals durch den Landkreis hervorhob und auch für die Zukunft Unterstützung „nach Kräften“ versprach, blieb Falk nichts anderes übrig, als unter allgemeinem Applaus zu fordern: „Die Politik darf nicht über unsere Kultur bestimmen!“ Sie hoffe darauf, so Falk, dass die Geschichte des Festivals „kein Horrorfilm, sondern ein Dokumentarfilm wird, bei dem wir alle mitwirken“. Ein Appell an alle, denen das FSFF am Herzen liegt, garniert mit verhaltenem Optimismus zum Auftakt.

Kommentar von Autor Thomas Lochte

„Starnberg ist so ein Kaff!“ (Filmregisseur Hans Steinbichler)

„Mein Baby, unser Baby, ist jetzt erwachsen“, sagte ein emotional bewegter Matthias Helwig bei der Eröffnung des 18. Fünf-Seen-Film-Festivals. Es klang berechtigter Stolz durch über diese herausragende Team-Leistung, die 2006 begann und bis heute weit über die Grenzen des Landkreises hinaus die Region Starnberg auch als Kultur-Standort etabliert hat. Es klang aber auch ein wenig Bitterkeit bei Helwig durch, der diese gewaltige Leistung nicht gebührend gewürdigt sieht: Auch nach 18 Jahren haben die Verantwortlichen der Kreisstadt (und auch die der Gemeinde Gauting) mehrheitlich noch immer nicht erkannt, welches Juwel ihnen da von privater Seite an die Hand gegeben wurde – weil „Kulturförderung“ im weitesten Sinne noch immer als „Nice-to-have“ und nicht als gemeindliche Pflichtaufgabe begriffen wird, wurde die entsprechende Förderung von Seiten der Stadt heuer allgemein um 40 Prozent zusammengestrichen, mit womöglich letalen Folgen für das Festival. Statt ein Leuchtturmprojekt wie das FSFF unter der Rubrik Standort- und Wirtschaftsförderung zu behandeln und nach Kräften finanziell auszustatten, wie es längst angemessen wäre (und andernorts aus geschieht), sollen sich Helwig & Co. weiterhin als Bittsteller einreihen, die vom Etat allenfalls „ein kleines Stück vom Kuchen“ (Filmtitel!) abhaben dürfen. Trägerschaftskonstruktionen unter Beteiligung von Stadt, Landkreis und Bezirk Oberbayern, die Helwig für einige Jahre Handlungsspielraum gäben (und ihn endlich vom alleinigen Haftungsrisiko befreien würden), werden von Juristen als „nicht machbar“ bezeichnet, und das unter Hinweis auf die Treuepflicht gegenüber dem Steuerzahler. Gleichzeitig hat man aber bei der Stadt Starnberg kein Problem damit, für vollkommen sinnlose Gutachten und Machbarkeitsstudien hunderttausende Euro beim Fenster rauszuschmeißen. Und auch in der Gemeinde Gauting spart man lieber beim Festival-Zuschuss und beim „Bosco“, weil neue Bestuhlung im Rathaus und ein gut bezahlter Kulturreferent ohne eigenes Profil wichtiger erscheinen - wo bleibt denn da das Gebot des wirtschaftlichen Handelns? Im notorisch klammen Tutzing droht übrigens gerade ein privater Verein mit seiner Initiative zur Rettung des örtlichen Bürger-Kinos an aufwendigen baulichen Auflagen des Kreisbauamtes zu scheitern, das auf barrierefreien Zugängen besteht.

Kultur darf halt nichts kosten, und falls doch, bitte nicht die Kommune! Bei der Eröffnungsfeier am Dienstag musste die 3.Bürgermeisterin der Stadt, die liebend gerne mehr Geld fürs FSFF bereitgestellt hätte, aber damit im Stadtrat klar in der Minderheitsposition war, verklausuliert eine Art Appell an den Gemeinsinn der Kinoaffinen Bürgerinnen und Bürger formulieren - Tenor: Lasst uns zusammenhalten in düsteren Zeiten! Man möge das alles doch als „Dokumentarfilm“ betrachten mit der Chance zur Eigenbeteiligung. Wenn jedoch nicht bald Entscheidendes passiert, wird Matthias Helwig noch in diesem Herbst die Frist für die Antragsförderung 2025 verstreichen lassen. Dann wird es das gewesen sein mit dem Festival, und wir dürfen uns dessen Historie irgendwann im Museum Starnberger See anschauen. Falls es das dann auch noch geben sollte.“

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